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Offene Gärten 2019

Lange haben wir im Vorfeld überlegt und beraten, ob wir an dieser Aktion teilnehmen sollen…. Wir hatten zunächst deutlich mehr Fragen als Antworten. Kann auch ein Kleingartenverein mitmachen? Besteht überhaupt Interesse an der Besichtigung von Schrebergärten?? Entsprechen unsere Gärten den Anforderungen, sind sie z.B. groß genug? Mit je 400 m² kommen wir uns vor wie ein Zwerg im Vergleich zu den anderen… 1.000 m², 1.600 m², 1 ha! Und auch ganz wichtig: würden überhaupt genug unserer Gartenfreunde mitmachen wollen und ihren Garten für die Allgemeinheit öffnen?

Doch dann: die Organisatorinnen der „Offenen Gärten in Lippe“ waren begeistert, erstmalig einen Kleingartenverein dabei zu haben. Ihre nette „Aufnahme“ hat uns wirklich angespornt. Wir beschlossen, dass es schon mindestens 10 Teilnehmer sein sollten, um dieses Abenteuer zu wagen. Tatsächlich hatten wir dann recht schnell 13 Anmeldungen (ja klar, es könnte immer noch jemand abspringen… aber die Hoffnung war auch groß, noch mehr Gartenfreunde zum Mitmachen zu Animieren). Redaktionsschluss war lange, lange vor dem eigentlichen Ereignis uns so meldeten wir uns vorsichtig mit „mehr als 10 Einzelgärten“ an. 

Die Vielfalt in unserer Anlage ist wirklich unglaublich groß. Es gibt ausgesprochene Öko-Gärten und solche, in denen jede Rasenkante sehr sorgfältig gestutzt wird,… wir finden Gärten mit Gewächshäusern und andere mit Hochbeeten, einige mit Teichen und welche mit Totholzhaufen und Bruchsteinmauern. Da ist sogar ein Garten mit Bienenstöcken – (vielleicht werden das in Zukunft noch mehr…) Dann die Vielfalt an Obstbäumen, Sträuchern, Gemüse- und Kräuterbeeten, begleitet von bunt leuchtenden Blumenrabatten. Man entdeckt hübsche Porzellan-Teekannen als Vogelfutterstationen in den Bäumen, viele andere kleine oder auch größere Deko-Objekte und auch der Gartenzwerg darf natürlich nicht fehlen.- Die Parzellen sind so bunt und unterschiedlich wie ihre „Bewohner“. Alle Generationen von Anfang 20 bis Mitte 80- Familien mit Kindern, Singles oder Paare- sind bei uns vertreten.

Aber nun zu „unserem“ Tag:

Alle sind aufgeregt. Wir wissen nicht, was uns erwartet. 23 Gärten machen nun mit. Einige Anmeldungen gab es noch ganz kurzfristig. Das Wetter soll auch mitspielen, kein Regen, nicht zu heiss. -Gartenfreund N., der leider keine Zeit hat, tagsüber zu bleiben, kümmert sich noch schnell um das Aufstellen der Tische und Bänke für unsere Gäste. Die ersten Kuchenspenden trudeln auch schon ein. Werden wir genug haben? Wieviele Gäste werden kommen? 50 oder 500?

Überraschend kommt Gartenfreund H. doch noch mit seiner Frau, sie sind tatsächlich nachts noch 400 km von einem Besuch zurückgefahren, damit sie dabei sein können. Und Kuchen haben sie auch noch gebacken. Eine zukünftige Gartenfreundin, die erst zum Jahresende einen freien Garten bekommt, sowie andere, die aus Zeitgründen nicht teilnehmen können, haben es sich nicht nehmen lassen, mit einer Kuchenspende etwas beizutragen. Großes Engagement!

Noch während wir die riesigen Kaffeemaschinen an den Start bringen, Tische dekorieren und Namensschilder verteilen (damit die Besucher auch wissen, wen sie ansprechen können), der erste Schock: da hat doch tatsächlich jemand die Tischdecke von unserem Empfangs-Willkommens-Tisch gemopst! Wirklich ärgerlich, wer macht denn sowas?? Schnell klärt sich dieser Vorfall jedoch auf: Gartenfreund M. (männlich!) hatte die Decke gesehen, kurzerhand mit nach Hause genommen, um sie glattgebügelt wiederzubringen! —

Langsam geht es los und wir heißen die ersten Gäste an unserem Besuchertisch herzlich willkommen. Sie erfahren von uns, dass es Kaffee und Kuchen gegen Spende am Vereinshaus gibt und sie wissen nun auch, dass diejenigen Gärten, die mit einem Blumen-Bodenaufkleber gekennzeichnet sind, für sie offen stehen.

Immer mehr Besucher treffen ein…… Es herrscht eine wunderbare, friedliche, etwas aufgeregte Atmosphäre, man kann es kaum beschreiben. Jeder Garten hat sein Publikum, denn in jedem Garten gibt es etwas anderes zu sehen. Es wird gefachsimpelt, Erfahrungen und Gärtnerwissen werden ausgetauscht… Gartenneulinge, die mit dem Gemüseanbau noch ziemlich am Anfang stehen und vorher unsicher waren, ob sie überhaupt etwas zum Zeigen hatten, werden für ihre wunderschön gestaltete Laube gelobt… Gartenfreund G. hat eigentlich nur zwei Stunden Zeit, und dann bekommt er Besucher um Besucher und will überhaupt nicht mehr gehen…Gartenfreundinnen, die am Abend noch zur Nachtschicht müssen, halten trotzdem den ganzen Tag durch… Gartenfreunde, die seit über 20 Jahren dabei sind und andere, die erst vor kurzem ihr Stück Land übernommen haben, sind dabei, und jeder hat seine eigene Geschichte zu erzählen.

 

Hier und da erhalten die Besucher kleine Geschenke, wie z.B. Gurken, Himbeeren, Kirschen, auch Zweige von Rosmarin oder Karde, spezielle Samen und auch vorgezogene Pflänzchen. Einige “ reservieren“ sich schonmal für den Herbst bestimmte Pflanzen-Ableger.

Außerdem gibt es noch liebevoll verpackte kleine Samentütchen (die von den Kindern mit Vogel-Motiven verziert worden waren) mit Samen von Ringelblumen, Nachtkerzen, Sterndolden, Zinnien und so manchem anderen Gewächs sowie Probe-Exemplare einer wunderschönen Gartenzeitschrift.

Unsere Gäste nehmen zahlreiche Anregungen für den eigenen Garten mit:

„Was ist das mit den „3 Schwestern?“ (Stangenbohnen ranken am Zuckermais hoch und Kürbisse bedecken den Boden).
oder „Ich wusste gar nicht, dass es auch gelbe Himbeeren gibt.“
Und: „Ein Wildbienenhaus musst du uns auch bauen,…na ja für unseren Garten vielleicht etwas kleiner.“

Auch unsere Gartenfreunde erfahren interessante Dinge:

z.B. dass die Nachtkerze bei ihnen „Halb-Acht-Blume“ heißt, oder, dass man die Karde früher zum Kämmen von Wollvliesen benutzt hat oder, dass man Meerrettichpflanzen nur in den Monaten mit dem Buchstaben „r“ bearbeitet.

Kurz: ein sehr gelungener und vergnüglicher Austausch in beide Richtungen.

Mehr als 400 Gäste haben unsere Anlage besucht. Alle waren interessiert und freundlich und einfach wunderbar – wir hatten uns völlig umsonst Sorgen gemacht wegen etwaiger Pannen, die hätten passieren können–irgendwie passte einfach alles.

Alle Gartenfreunde, die teilgenommen haben, konnten am Abend von ihren schönen Erlebnissen berichten. Alle waren begeistert und haben wunderbare Wertschätzung durch die Gäste erfahren.

Diese Aktion hat uns nochmal auf eine ganz besondere Weise zusammengeschweißt. Wir hatten im Vorfeld gehofft, dass es schön werden würde, aber mit dieser Dynamik und dieser Atmosphäre hatten wir nicht gerechnet. Viele Gäste baten uns, nächstes Jahr wieder mitzumachen. Wir denken, die Chancen stehen gut. An dieser Stelle sagen wir DANKESCHÖN an alle, die zu diesem wunderbaren und besonderen Ereignis beigetragen haben.

Kleingartenverein Vogelsang e.V.

Lemgo